Der 6. Februar: Tag der Null-Toleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung
Gegen FGM wird immer noch zu wenig unternommen!
Ermutigende Initiativen im Irak, FGM im Nahen Osten weiter verbreitet, als bislang angenommen
Den Haag/ Suleimania 5. Februar
Der 6. Februar wird seit einigen Jahren von der UN als “Tag der Null-Toleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung” (FGM) begangen.
Vor diesem Hintergrund fordern Hivos und WADI den UN-Generalsekretär sowie die UN-Vollversammlung auf, weitere Schritte zu unternehmen, um die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung endlich zu beenden
Die Dimension des Problems
Momentan gehen Schätzungen der WHO davon aus, dass weltweit rund 140 Millionen Frauen und Mädchen von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen sind. So riesig und grauenerregend diese Zahl auch scheint, sie basiert auf Schätzungen, die vor allem Afrika in den Blick genommen haben. Zieht man die immer deutlicheren Hinweise in Betracht, dass FGM keineswegs nur ein “afrikanisches" Problem” darstellt, sondern auch in Teilen Asiens und des Nahen Ostens weit verbreitet ist, wird es immer wahrscheinlicher, dass die Zahl der betroffenen Frauen und Mädchen weitaus höher liegen könnte als diese 140 Millionen. Untersuchungen über das tatsächliche Ausmaß von FGM in Asien sollten daher in der nahen Zukunft ganz oben auf der Agenda internationaler Organisationen und der Kampagnen gegen FGM stehen.
Das Beispiel Irak
Ein vielversprechendes Beispiel wie viel in bemerkenswert kurzer Zeit im Kampf gegen FGM erreicht werden kann, bietet der Irak; vor rund anderthalb Jahren, am 20. Juni 2011, verabschiedete das kurdische Regionalparlament im Nordirak ein umfassendes Gesetz gegen geschlechtsspezifische Gewalt, das auch ein Verbot von FGM beinhaltete.
Das war ein bisher einzigartiger Schritt für die ganze weitere Region – und er ging auf das unermüdliche Engagement von Aktivisten und NGOs zurück, ohne die es nicht soweit gekommen wäre.
Im Zentrum der koordinierten Aktivitäten im Nordirak gegen FGM stand dabei WADI, die Hilfsorganisation, die dort vor neun Jahren den Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung aufgenommen hat.
Aber auch wenn die Verabschiedung des Gesetzes gegen FGM einen enormen Erfolg darstellt, kann es sich doch dabei nur um einen ersten großen Schritt handeln; die nächste Herausforderung wird sein, dafür zu sorgen, dass das Gesetz auch entsprechend umgesetzt werden wird. Und da die Praxis der Genitalverstümmelung nicht an den Grenzen Irakisch-Kurdistans plötzlich aufhört, werben WADI und Hivos in Kooperation mit der lokalen Partnerorganisation Pana Center aus Kirkuk um Unterstützung für eine Initiative, die ein Gesetz gegen FGM für den gesamten Irak bringen soll. Der Entwurf eines entsprechenden Gesetzes wird am 6. Februar, dem weltweiten Aktionstag gegen FGM, im irakischen Parlament in Bagdad übergeben.
In Kirkuk, einer Stadt mit gemischter ethnischer Bevölkerungsstruktur im Norden des Zentralirak haben WADI und Pana gemeinsam eine Erhebung durchgeführt, die gezeigt hat, dass von 1212 befragten Frauen 38% genital verstümmelt waren. Die Untersuchung konnte so deutlich machen, dass es FGM sowohl bei Araber wie Kurden, Sunniten wie Schiiten vorkommt. Da Kirkuk von seiner Bevölkerungszusammensetzung her so etwas wie ein Irak im Kleinen abbildet liegt der Schluss nahe, dass FGM tatsächlich im gesamten Land praktiziert wird.
Es ist jetzt an der Zeit zu Handeln
Auf internationaler Ebene war die Annahme einer gegen FGM gerichteten Resolution der UN-Vollversammlung im Dezember 2012 sicher ein Meilenstein. Auch wenn die Resolution nicht gesetzlich bindend ist und nur Aufforderungscharakter trägt, wird sie den politischen und moralischen Druck auf Regierungen verstärken, sich gegen FGM einzusetzen. Und sie wird nicht zuletzt weltweit Aktivisten weiter ermutigen, sich gegen diese fatale “Tradition” zu engagieren.
Es ist an der Zeit zu Handeln. Und es ist an der Zeit eine Frage zu stellen: Im Jahr 2003 hat sich die UN als Zielvorgabe gesetzt, die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung weltweit zu beenden. Allerdings haben die UN-Organisationen bisher nichts unternommen, um FGM im Nahen Osten zu bekämpfen. Warum ist die UN zum Beispiel im Irak diesbezüglich nicht tätig geworden? Was hat sie im Jemen unternommen, wo es Regionen gibt, in denen die Rate an verstümmelten Frauen weit über 50% liegt? Warum erhebt niemand verlässliche Daten für Länder wie Iran oder Oman, für die es bisher nur fragmentarische, aber unzweideutige Hinweise auf die Existenz von FGM gibt?
In diesem Sinn fordern WADI und Hivos die UN und insbesondere ihren Generalsekretär auf die notwendigen Schritte einzuleiten, damit um diese Praxis endlich weltweit beendet wird.
Siehe auch den Artikel STOP FGM – Also in the Middle East
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